2011/01/28

Buenos Aires I

23.1. - 25.1.

Am 23.1. sind wir bei schoenstem Sonnenschein von Montevideo aus mit dem Boot ueber den Rio de la Plata in Buenos Aires eingelaufen. Nachdem wir wie immer die (sorry) voellig wahnsinnigen Suedamerikaner am Gepaeckband ueber uns ergehen lassen mussten (ALLE stellen sich direkt ans Band, und wenn man dann dahinter als Europaer genuesslich wartet, sein Gepaeckstueck erblickt und durch zum Band will, schubsen dich alle weg, weil sie denken, du willst ihnen ihren Super-1A-Warteplatz streitig machen.. was darin endet, dass wir hier unsere Ellenbogen deutlich einsetzen und dann genuesslich unser Gepaeck auf deren Fuessen abstellen, gegen die Kniee stossen und so weiter .. vielleicht merken sie ja dann, wie bescheuert ihr Verhalten ist..), haben wir das Terminal verlassen und uns brav am Taxistand angestellt. Leider kam in den 15 Minuten nur EIN Taxi vorbei, was bei 20 Leuten vor uns eine lange Wartezeit bedeutete. Nach und nach konnte man sehen, dass viele Leute einfach das Gelaende verlassen haben, weil die Taxis an der Strasse davor deutlich lieber anhalten. Sowas bloedes. Da stehen x Menschen am Taxistand und warten, und die Taxifahrer haben aber keinen Bock, dahin zu fahren... Also haben wir uns auch draussen eines gefangen. Der erste wollte uns noch nicht mitnehmen, weil ihm ZWEI leute mit ZWEI Rucksaecken zu viel waren .. aber schliesslich hielt doch jemand an. Ein aelterer Herr, gut gelaunt, mit sehr langsamen Fahrstil. Und anstatt uns schnellstmoeglich zum Hostel zu bringen, genoss er die Fahrt mit Tempo 30, erkundigte sich nach unserer Herkunft, begann mit ein paar Brocken Deutsch die Stimmung aufzuheitern, und machte eine Art Stadtrundfahrt mit uns und erklaerte uns jeweils, welche bedeutenden Gebaeude und Plaetze wir grade passierten. Seeehr geil! Daraufhin haben wir ihm ein Drittel des Fahrpreises nochmal als Trinkgeld gegeben, und dann in unser gemischt-geschlechtliches 6-Bett-Zimmer fuer eine Nacht eingecheckt.

Am ersten Abend haben wir zu Fuss ein wenig die Gegend erkundet. Es war Sonntag, und in St. Telmo fand der Strassenmarkt tagsueber statt. Vom Hostel hatten wir auch eine Empfehlung fuer ein gutes Steak-Restaurant da in der Naehe, und Tangotaenzer auf den Strassen sollte es da wohl auch geben... also hin da! Beim einbrechenden Abend wurde der Markt grade geleert, aber es gab noch genug Staende, wo man entlang spazieren und die Waren bestaunen konnte. Es waren Tausende Menschen in dieser langen Strasse unterwegs. Mit zunehmende Dunkelheit haben dann auch die Restaurants ihre Gaeste empfangen, und auf einem Platz gab es tatsaechlich eine oeffentlich bespielte Tanzflaeche, wo alle die Lust hatten, Tango tanzten. Das war genau so, wie ich es mir vorher vorgestellt hatte. Nun fuehlten wir uns endlich wie in Argentinien angekommen.

Nach dem durch-die-Strassen-laufen sind wir dann in unsere Restaurantempfehlung gegangen.. haben natuerlich (darauf haben wir uns die ganzen 2 Monate gefreut) Steak bestellt.. und haben einen Traum von Steak serviert bekommen!!! Absoluter Hammer!!! Und das fuer einen absolut guenstigen Preis. Das hat sich echt mehr als gelohnt!

Am 24.1. wollten wir uns dann die naehere Umgebung und einige Sehenswuerdigkeiten in unmittelbarer Hostelnaehe (Zentrum) erlaufen.. Und als wir bei einer Hop-On/Hop-Off-Bustour vorbeigekommen sind, haben wir spontan zwei Tickets gekauft und wollten erstmal einen Ueberblick ueber die Stadt kriegen. 3h lang ging es durch La Boca, Palermo, Recoleto, das Zentrum, Puerto Madeiro (Docks) und so weiter.. und wir hatten erstmal einen Rundum-Blick bekommen. Beim Aussteigen habe ich (Andre) dann leider noch meine Fotoapparat-Tasche im Bus vergessen, konnte sie aber 20 Minuten spaeter an der zentralen Busstation wieder in Empfang nehmen. Alles gut also.
Den Abend haben wir dann wieder in einem Restaurant und einer Bar in der Naehe verbracht, und uns ein bisschen um die Organisation der naechsten Tage gekuemmert.

Der 25.1. erwartete uns dann mit einer Ueberraschung: denn er verlief anders, als zunaechst geplant. Eigentlch wollten wir uns Fahrraeder ausleihen, um in einige Gegenden, die wir tags zuvor mit dem Bus gesehen hatten, zu radeln. Dann haben wir jedoch die Emails eines Polo-Anbieters gelesen, den wir zuvor kontaktiert hatten, weil wir am Donnerstag Polo spielen lernen wollten. Dieser schrieb daraufhin, dass Donnerstag und Freitag schon belegt seien, und ob wir es frueher einrichten koennten. Als wir uns fuer Mittwoch entschieden hatten, bat er uns, das ebenfalls zu ueberdenken, da fuer Mittwoch schlechtes Wetter vorhergesagt sei. Sein Angebot, einfach kurzristig in die 2h spaeter beginnende Dienstags-Tour einzusteigen, nahmen wir dann einfach an, und strahlten vor Vorfreude. Allerdings war es schon komisch, lange Hosen, Muetze/Sonnenhut und feste Schuhe einzupacken bei 30 Grad...

Abgeholt wurden wir an einer Strassenecke ganz in der Naehe, wir lernten noch ein australisches Fruerentnerpaar (Larry und Marie) , sowie ein kanadisches Paar Mitte 40 (Mike und Claire) kennen, und schon ging es mit Fernando, unserem Trainer, 30 Minuten gen Suedwesten in die Pampa. Kaum angekommen, wurden wir erstmal mit Helmen ausgestattet, wir bekamen die Pferde zu Gesicht - und grade als die Einweisung los ging, fing es an, maechtig zu gewittern und zu regnen. Na super. Nach 20 Minuten Warten war der Himmel jedoch wieder bereit, uns Polo spielen zu lassen ;).
Es gab eine kurze Einweisung von Fernando, wie man auf dem Pferd sitzt, wie man es in Gang kriegt, bremst, und lenkt - alles quasi wie bei einem Auto. Und dann ging es auch schon los. Jeder bekam ein Pferd, es hiess Aufsteigen, und das eben gehoerte auf der Wiese auszuprobieren. Links herum, rechts herum, stoppen, schneller Gang.. alles eben. Dabei stellte sich jedoch schon heraus, dass mein (Andre) Pferd eine absolute Abneigung gegen das Rechts-Abbiegen hat.. was beim ueben noch kaschiert werden konnte, beim Spiel jedoch nicht mehr.. ;) Dafuer klappte links herum hervorragend! Anhalten ging ebenso, sogar rueckwaerts klappte ein mal, und schneller Gang (wie nennt man das, Trab?) war auch moeglich - dabei wurde allerdings das Festhalten schwieriger...

Nachdem wir diese Lektion gemeistert hatten, bekamen wir auch noch umgehend in die rechte Hand den Polo-Schlaeger, und fortan galt es, einen kleinen Ball vom Pferd aus zu treffen.. sowohl vorwaerts zum Angriff, als auch rueckwaerts zum Verteidigen .. ja, Polo-Regeln sind echt schraeg. Davon gab es zum Abschluss noch einige: Weg abschneiden ist verboten - aber Body-Checks, Schlaeger-Hauen und so weiter sind erlaubt.. jaha, da haben wir ein bisschen geschluckt :). Umgehend wurde fuer uns ein kleines Feld aufgebaut, wir wurden in 2 Teams eingeteilt, und es galt, als erstes 5 Tore zu erzielen, um zu gewinnen..

Was soll ich sagen, ich habe doch tatsaechlich das erste Tor des gesamten Spiels geschossen und uns 1:0 in Fuehrung gebracht. So spielten wir also hin und her, bekamen echt Spass an der Sache, und auch der leichte Nieselregen stoerte uns nicht wirklich. Einzig die Rechts-Schwaeche meines Pferdes (das lag natuerlich NUR am Pferd, niemals am Reiter!! ;) ) fuehrte dazu, dass ich mich ab und zu am einen Ende des Spielfelds aufhielt, mit dem Pferd redete und versuchte, irgendwie die Richtung zu aendern, waehrend das Geschehen mit Ball und allen anderen genau am anderen Ende des Spielfelds stattfand. Glorreich! Aber ich habe mich eben in Spieltaktik geuebt.. ;). Beim Stand von 4:4 (Alex, Mike und Larry hatten noch je einmal getroffen) hatte ich die grosse Siegchance auf dem Schlaeger, doch sie wurde von Fernando (er hat in der anderen Mannschaft gespielt) vereitelt. Und beim Versuch, den Gegenstoss dann zu verhindern, geschah es: Ich beugte mich zu sehr nach rechts zum Ball, rutschte dabei mit dem linken Fuss aus dem Steigbuegel, fiel vom Pferd auf den Boden, dreckig und hart, Ruecken und Ellenbogen nahmen harten Kontakt mit der Wirklichkeit auf... und blieb aber leider mit dem rechten Fuss im Steigbuegel verdreht haengen. Da lag ich nun, das Pferd war verwirrt, und begann auf einmal Fahrt aufzunehmen. Ich keine 20 cm neben dem rechten Hinterhuf, mit Bein im Steigbuegel gefangen und wurde so fuer max. ca. 10m mitgeschleift. Da sass der Schock mir selbst und allen anderen kurz in den Gliedern. Als sich kurz darauf mein Fuss loeste und ich zum liegen kam, stand Fernando auch schon neben mir, half mir auf, und versicherte sich, dass ich OK sei. Neben ein paar leichten Prellungen am Knoechel und Ellenbogen war ja auch nichts, und somit stieg ich sofort wieder erneut aufs Pferd. Ich wollte doch unsere Mannschaft siegen sehen! Und so kam es auch. Nach Pass auf Larry (ich glaube, Alex wars) hat dieser final zum 5:4 Sieg fuer uns vollendet. Als wir die Pferde wieder in die Stallungen fuehrten, feierten wir alle gemeinsam anschliessend dieses unvergessliche Erlebnis bei der untergehenden Sonne ueber der argentinischen Pampa. Dazu gabs ein Bier, Softdrinks, Kekse und gute Laune, und gegen 21 Uhr hat uns Fernando dann wieder vor unserem Hostel abgesetzt. Es ging ein unvergesslicher Tag zu Ende, Larry+Marie, sowie Mike+Claire waren ueberaus nett und angenehm, und mit einem Restaurant-Besuch (All-you-can-eat Buffet) am Hafen schlossen Alex und ich den Tag dann ab.

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